Samstag, 27. April 2024

Abwrackhilfe

 









 

Sonnenschein am Millerntor? Seit wann gibt's denn so was? Damit war nicht unbedingt zu rechnen als ich heute Mittag die Augen öffnete. Wie immer bei solch hoch emotionalen Spielen kann ich die Nacht vorher schlecht schlafen, dafür aber immerhin so lange wie ich will. Rentnerprivileg. Greift halt nur bei Abendspielen, oder in der ersten Liga.

Damit wir da endlich landen und unseren dominanten Ballbesitzfußball gegen Dortmund, Leverkusen und Bayern ausprobieren können, müssen nur noch vier Hürden genommen werden. Zwei davon sind besonders unangenehm. Hansa Rostock ist, ähnlich wie Dünamö Dresdn, einer dieser Vereine bei denen ich mir immer mindestens zwei Ligen Abstand wünsche, nur um die depperte Reisegruppe möglichst lange nicht ertragen zu müssen. 

Um diesen Idealzustand zu erreichen sollte man am besten das machen, was in dem alten Gassenhauer schon immer gewünscht wurde: Wir holen die Meisterschaft und schießen Rostock ab. Vor ein paar Wochen noch hätte ich da gar keine Bedenken gehabt, weder bei der Meisterschaft noch bei der Koggenversenkung, aber seit das dominante Ballbesitzding nur noch sporadisch zündet kommen mir doch leise Zweifel, ob das wohl noch lange gut geht.

Hannover hatte das Momentum 30 Minuten lang nicht auf ihrer Seite und wir hatten Nikola Vasilj, das hat gereicht. Ähnlich sieht es heute aus, Hansa hat das Momentum halt auch nicht und wir haben Nikola Vasilj. Schön ist das nicht, wenn das Spiel überwiegend in der eigenen Hälfte stattfindet, dann wird auch das Toreschießen schwierig.   

Wo ist bloß die legendäre Ballsicherheit geblieben, dieses lässige von hinten raus mit zwei drei Pässen durch das Mittelfeld, das die Gegner häufig nur staunend zur Kenntrnis nehmen konnten? Wo ist das Team, das für alle Situationen eine Lösung findet? Ist das Aufstiegsangst? Die ganze Saison über die Liga gerockt und am Ende zittern die Knie und der Ball verspringt?

In der zweiten Hälfte schaffen wir es dann auf einmal wieder Fußball zu spielen und schwupp ist das Momentum in Form von Jackson Airvine Fußballgott zur Stelle und es steht 1:0. Endlich. Unter "und schießen Rostock ab" hab ich mir ja immer ein 4:0 oder 5:0 vorgestellt, also ein Abgang so richtig mit Schmackes in Liga 3, aber jetzt denk ich nur "38 Minuten. Noch 38 Minuten keinen einfangen und feddich is die Laube."

Das verwalten wir dann auch ganz geschickt, aber als Jojo sich die Schuhe zubinden muss (ich bin sicher es gibt eine Regel, dass man sich die Schuhe zubinden muss) guckt der Schiri so demonstrativ auf seine Uhr, dass sich die Nachspielzeit garantiert gerade um mindestens 3 Mnuten erhöht hat. Jede Minute mehr gegen den Rostocker Holzhackerfußball erhöht sie Verletzungsgefahr, volle sechs Minuten Nachspielzeit müssen wir überstehen, dann ist es geschafft.

Wir haben Rostock abgeschossen. Egal wo sie am Ende landen werden, wir haben zumindest etwas Abwrackhilfe geleistet. Mögen sie ähnlich erfolgrech in der dritten Liiga agieren, das wär schön.

Und jetzt die Meisterschaft?

Bei einem Derbysieg wär's wohl möglich. Hürde Nummer zwei wird zu nehmen sein, dann gucken wir auf die nächsten.

 

Was sonst noch gut war:

Bin mal früher los um die Millerntorpommes zu testen. Erstaunlich kurze Wartezeiten und die große Portion ist wirklich groß, das ist mehr was zum teilen mit der Bezugsgruppe. Satésauce dazu wär geil, beim letzten Heimspiel werd ich mal das Chutney testen.

Was man so hört sollen die Dixiklos heil geblieben sein, das wird die Hansajugend freuen. 4000 Euro weil die Orks nichts kaputt gemacht haben, ich hab meinen Lohn immer falsch verhandelt...

Der Dixi Rock absolute Weltklasse 😅

Was sonst noch schlecht war:

Mir fehlt Eric Smith mit seinen klugen Pässen und mir fehlt Philipp Treu mit seinem unermüdlichen Einsatz. Die beiden würden der Mannschaft gut tun.

Was vollkommen überraschend war:

Ich trag jetzt Hörgeräte und kann das Gras wachsen hören aber Hölle, ist DAS laut hier. Weil früher eh alles besser war hab ich das in den letzten Jahren wohl arg unterschätzt, was am Millerntor für ein Lautstärkepegel erreicht werden kann.

Jedenfalls gegen Hansa bei einem Abendspiel.

 

Fotos dazu: Gegengerade Millerntor - FC St.Pauli - FC Hansa Rostock, Endstand 1:0

Tore dazu: Jackson Irvine (52.)

Links dazu: Historischer Erfolg (Stefan Groenveld) Flying through the AIRvine (Übersteiger) Geduld und Überzeugung (Millernton)

Musik dazu: Kettcar - gute laune ungerecht verteilt



















Samstag, 20. April 2024

Ein feuchtes Grab in der Tiefsee

 








Indirekte Beleuchtung für die Rüstungsvitrinen in der großen Pyramide, das sieht ganz sicher am besten aus mit Seelaternen. Vier Stück finde ich in alten Ruinen, mindestens zwölf brauch ich noch, besser sechzehn. In Ozeanmonumenten gibt es mehr, aber dafür müsste man die drei großen Wächter erledigen, was schon vor einigen Jahren gründlich in die Hose ging, weshalb das als Plan ausscheidet.

In der Nähe eines dieser Monumente finden sich jedoch ein paar Wrackteile im Wasser und ich habe die brillante Idee, mir von dort einen Steg bis zum Unterwassertempel zu bauen, um von dort aus sicherer Entfernung mit einem verzauberten Neptuniumbogen (den ich in optimistischer Voraussicht Wächterschlächter nenne) die ganzen Mistfische wegzuballern, die dort herumschwirren. Den Loot aus Scherben und Kristallen hinterher schnell mit dem Boot aufsammeln, um sich daraus Seelaternen zu basteln, das könnte klappen. 

Das ist zwar relativ mühsam, weil die kleinen Mistviecher bei ihrem Ableben weit mehr Scherben als Kristalle fallen lassen und man eigentlich das umgekehrte Verhältnis bräuchte, funktioniert aber erstaunlich gut für eine ganze Weile. Hätte mich nicht ein Wächterstrahl getroffen und direkt in ein Rudel Haie katapultiert. Ich hasse Ozeanmonumente. Immer noch.

Dank der installierten Gravestone-Mod kann ich meine wertvollen Klamotten theoretisch holen, indem ich unter Wasser den Grabstein abbaue, durch die von den großen Wächtern verursachte Abbaulähmung ist das unmöglich. Ich bin an der einzigen Stelle im Spiel gestorben, an der ich nicht hätte sterben dürfen. Geschickt, wie immer.

Als ich Frau K. mein Mißgeschick beichte hält sie das für kein großes Problem, mit ihrem verzauberten Dreizack sollten auch große Wächter keine Hürde sein und schließlich wären wir zu zweit. Der war wirklich gut der Dreizack, ein seltenes Stück. Liegt jetzt zusammen mit den Klamotten von Frau K. auf dem Meeresgrund, direkt neben meinem zweiten Grabstein. 

Da werden die Sachen wohl auch noch länger liegen, bis wir eine Lösung für das Haiproblem finden.


Screenshots dazu: Minecraft Forge 1.19.2 

Musik dazu: Sea Level - On The Edge / Long Walk On A Short Pier 

 



 

Sonntag, 14. April 2024

Wenn Tribünen Trauer tragen


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wichtiger als das Spiel ist das Leben. Ein Satz, den wahrscheinlich nicht nur Freunde und Angehörige des beim letzten Auswärtsspiel in Karlsruhe verstorbenen St.Pauli Fans Kiste unterschreiben würden, sondern jeder mit dem Herzen am richtigen Fleck. Die Tribünen tragen Trauer am heutigen Tag, die Süd ganz in schwarz verhüllt, überall sieht man Transparente die Abschied nehmen von Kiste, sogar im Elversberger Fanblock. Schweigeminute und You'll never walk alone, da hat jemand bleibenden Eindruck hinterlassen.

Und dennoch, auch wenn es heute nur die zweitwichtigste Sache ist, müssen wir reden. Über die erschreckend fahrige Spielweise der Boys in brown, über Stockfehler und Fehlpässe, die schon in den ersten 15 Minuten zu einer satten 0:3 Führung für Elversberg gereicht hätten, wäre "das Momentum" da schon auf ihrer Seite gewesen. Einzig Nikola Vasilj ist es zu verdanken, dass wir diese Phase unbeschadet überstehen.

Unser schöner dominanter Ballbesitzfußball kommt durch die Elversberger Beine nicht so recht durch, Ballbesitz ja, Dominanz eher nicht so. Bis zu dieser Ecke, bei der ich mich noch kurz wundere dass Eric die tritt, mich sodann frage was das für eine bescheuerte Ecke sein soll, so flach reingespielt, da ist das Ding auch schon drin. Yesss, einsnull Jojo, geht doch. Geht sogar bis zur Halbzeit.

Nach Wiederanpfiff wieder...Slapstick Un-fass-bar was die heute an Bällen verstolpern, vorne kriegen sie nichts gebacken und hinten liefern sie Steilvorlagen, ausgerechnet eine von Jackson führt zum Ausgleich. Das kann ja heiter werden. Das scheinbar erlösende 2:1 durch Marcel Fußballgott Hartel hat keine Minute Bestand, da gleicht die SVE wieder aus und es kommt noch schlimmer.

Innerhalb von zwei Minuten zwei Konter aus dem Lehrbuch und es steht 2:4 für Elversberg, da bleibt einem glatt das Fischbrötchen im Hals stecken, so schnell sind die vor unserem.Strafraum, das ist alles viel zu einfach. Die Jungs bemühen sich ehrlich noch um Schadensbegrenzung, aber mehr als das 3:4 durch Jackson ist nicht mehr drin.

Ja, es gibt wichtigere Dinge als Fußball, aber wenn man die mal kurz ausklammert, dann wären drei (nicht wirklich verdiente) Punkte gegen Elversberg nicht ganz unwichtig gewesen, nachdem Kiel und Düsseldorf vorgelegt haben. 

Für die Lobeshymnen und verfrühten Aufstiegsglückwünsche der Trainer, die gegen uns verloren haben, können wir uns nichts kaufen wenn wir das jetzt in den Sand setzen.

 

Was sonst noch gut war:

Zwanzig Minuten auf den Bus warten müssen und mit einem St.Pauli-Menschen über das Spiel gequatscht, dabei musste der nur eine Haltestelle weiter..

Was sonst noch schlecht war:

Die Verletzung von Treu nach nur 9 Minuten im Spiel. Gerade wieder da, schon wieder weg.

Warum gibt's bei Schweigeminuten immer diesen EINEN Typen, der nicht bereit ist sein Gesabbel zu unterbrechen, bis jemand Halt's Maul ruft. 

Fotos dazu: Gegengerade Millerntor - FC St.Pauli - SV Elversberg, Endstand 3:4

Tore dazu: Eggestein (40.) Hartel (69.) Irvine (93.) / Neubauer (52.) Boyamba (70.) Wanner (81.) Vandermersch (83.)

Links dazu: Erste Niederlage der Saison im Millerntor (Stefan Groenveld) Identitätsverlust (Millernton)

Musik dazu: Alejandro Escovedo - Echo Dancing

 















 

G
M
T
Y
Die Sound-Funktion ist auf 200 Zeichen begrenzt

Sonntag, 31. März 2024

Abstand gehalten

 









Können wir diesen Blödsinn mit dem VAR nicht endlich mal lassen? Ich bin Fußballfan, wenn meine Mannschaft trifft will ich aufspringen und jubeln, meinen Kumpel umarmen, mit den Nachbarn abklatschen, ein paar Mal Woohoo schreien und weiter geht's. Wenn die Fahne oben ist will ich mich kurz ärgern, den blinden Assistenten beschimpfen und weiter geht's. Was ich aber auf keinen Fall will ist, dem Schiedsrichter gefühlte fünf Minuten dabei zusehen müssen, wie er mit irgendwelchen Kellerkindern kommuniziert, die sich trotz aller technischen Hilfsmittel nicht einigen können, ob das nun Abseits war oder nicht.

Das 1:0 in der 9. Minute hätte ich natürlich gerne genommen, war schön herausgespielt und wäre natürlich auch verdient gewesen, weil wir wie immer das Spiel machen (nur die Tore nicht). Die Belohnung bekommen wir in der 32. Minute und auch die ist pures Zucker, Jojo mit der Hacke in den Lauf von Jackson, Querpass auf Marcel "Fußballgott" Hartel und der lupft die Kugel eiskalt über den herausstürzenden Boevink. Das hat dann, trotz vielfältiger Bemühungen, leider Bestand bis zum Pfiff.

Mit einer so schmalen Führung in die Pause gehen behagt nicht wirklich, es hätte immerhin noch die eine oder andere Möglichkeit gegeben und so etwas kann sich immer rächen. Aber kaum wird die zweite Hälfte angepfiffen steht es auch schon 2:0, eine wunderschöne Hereingabe von Manos erreicht den freien Mann in braunen Klamotten vor dem Strafraum und der heißt Lars! Ritzka! Volle Gönnung, wie immer bei Eigengewächsen.

Das sollte eigentlich reichen um den Rest des Spieles entspannt zu genießen, doch der Anschlusstreffer von Grimaldi zehn Minuten später macht das zunichte, unser Spiel wird ungenauer und Paderborn erhöht den Druck. Das Spiel war bislang ziemlich fair, wird jetzt aber deutlich ruppiger. Der Paderborner Torschütze darf dann auch bald unter die Dusche, Hürzi bekommt wieder einmal eine gelbe Karte und wir können uns gegen zehn Paderborner etwas Luft verschaffen. 

Reicht bis zum Ende, daran ändert auch Kwasnioks Fünffachwechsel kurz vor Schluss nichts mehr. Kein grandioses Spiel, eher ein mühsamer Arbeitssieg, aber drei Punkte und vor allem nach dem Kieler Sieg vom Vortag den Abstand gehalten.

Die Tabelle ist perfekt so wie sie gerade ist, daran sollte man nichts ändern.


Riesenradfoto vom Millerntor mit freundlicher Genehmigung von xs4all

Andere Fotos dazu: Gegengerade Millerntor - FC St.Pauli - SC Paderborn, Endstand 2:1

Tore dazu: Hartel (32) Ritzka (47) / Grimaldi (58)

Links dazu: Auch Paderborn findet keinen Weg von Stefan Groenveld

Musik dazu: Ride - Interplay

 














 

Mittwoch, 27. März 2024

Auf den Straßen von Aarhus

 









Kaum ist man vom Dach des Kaufhauses runter ist man auch schon mitten im Leben bzw. auf der Shoppingmeile. Hier ist rundherum so viel Fußgängerzone, dass ich mich frage wie ich mit der Karre ins Parkhaus gekommen bin. Die Jungs verschwinden für Klamotten in irgendwelchen Klamottenläden, während ich mir die Nase an den Schaufenstern eines ungeheuer nerdigen Nerdshops platt drücke. 

Hier gibt es alles, was das nerdige Herz begehrt aber eigentlich überhaupt nicht braucht. Figuren von Rick & Morty, Geralt von Riva, Han Solo und Prinzessin Leia, Todessterne und Imperiale Schlachtschiffe, glänzende drölfzigseitige Würfel für Fantasyspiele und das dazugehörige Equipment, vom Schlachtplan bis zum Epoxidharzdrachen, bunt bemalte Orks und Goblins, die Deep Space Nine Gesamtausgabe auf VHS im O-Ton mit dänischen Untertiteln und natürlich haufenweise Comics.  

Bevor ich mein Geld in eine dänische Erstausgabe von Batman & Robin versenken kann sind die Jungs mit ihren Einkäufen fertig, wir folgen der Gugelmappe zum Aarhus Street Food und so gestärkt in die Altstadt. Straßenverkehr ist hier ebenfalls kein Thema mehr, man dürfte zwar, aber niemand will, der hier nicht einen eigenen Hinterhof hat, wer schlau ist kommt mit dem Rad.

An lauschigen Sommerabenden dürften das nicht wenige sein, denn die vielen Bars, Kneipen, Restaurants und Kaffeebuden machen allesamt einen sehr hyggeligen Eindruck, was wieder einmal dafür sprechen würde, hier mehr als nur einen Tag zu verbringen.

Fotos dazu: Aarhus Dänemark - Nikon D7200

Musik dazu: Bugge Wesseltoft - Moving